quarta-feira, 14 de janeiro de 2015

HEILIGENSTÄDTER TESTAMENT / O TESTAMENTO DE HEILIGENSTADT(1), de Ludwig Van Beethoven




  


O ihr Menschen, die ihr mich für feindselig, störrisch oder misantropisch haltet oder erkläret, wie unrecht tut ihr mir; ihr wißt nicht die geheime Ursache von dem, was euch so scheinet; mein Herz und mein Sinn waren von Kindheit an für das zarte Gefühl des Wohlwollens, selbst große Handlungen zu verrichten, dazu war ich immer aufgelegt, aber bedenket nur, daß seit 6 Jahren ein heilloser Zustand mich befallen, durch unvernünftige Ärzte verschlimmert, von Jahr zu Jahr in der Hoffnung, gebessert zu werden, betrogen, endlich zu dem Überblick eines dauernden Übels [daß durchstrichen] (dessen Heilung vielleicht Jahre dauern oder gar unmöglich ist) gezwungen, mit einem feuerigen, lebhaften Temperamente geboren, selbst empfänglich für die Zerstreuungen der Gesellschaft, mußte ich früh mich absondern, einsam mein Leben zubringen, wollte ich auch zuweilen mich einmal über alles das hinaussetzen, o wie hart wurde ich dur[ch] die verdoppelte traurige Erfahrung meines schlechten Gehör's dann zurückgestoßen, und doch war's mir noch nicht möglich, den Menschen zu sagen: sprecht lauter, schreit, denn ich bin taub, ach wie wär es möglich, daß ich dann die Schwäche eines Sinnes angeben sollte, der bei mir in einem vollkommenern Grade als bei andern sein sollte, einen Sinn, den ich einst in der größten Vollkommenheit besaß, in einer Vollkommenheit, wie ihn wenige von meinem Fache gewiß haben noch gehabt haben - o ich kann es nicht, drum verzeiht, wenn ihr mich da zurückweichen sehen werdet, wo ich mich gerne unter euch mischte; doppelt wehe tut mir mein Unglück, indem ich dabei verkannt werden muß, für mich darf Erholung in menschlicher Gesellschaft, feinere Unterredungen, wechselseitige Ergießungen nicht statt haben, ganz allein fast nur so viel, als es die höchste Notwendigkeit fodert, darf ich mich in Gesellschaft einlassen, wie ein Verbannter muß ich leben, nahe ich mich einer Gesellschaft, so überfällt mich eine heiße Ängstlichkeit, indem ich befürchte, in Gefahr gesetzt zu werden, meinen Zustand merken zu lassen - so war es denn auch dieses halbe Jahr, was ich auf dem Lande zubrachte, von meinem vernünftigen Arzte aufgefordert, so viel als möglich mein Gehör zu schonen, kam er [nur durchstrichen] fast meiner jetztigen natürlichen Disposition entgegen, obschon, vom Triebe zur Gesellschaft manchmal hingerissen, ich mich dazu verleiten ließ, aber welche Demütigung, wenn jemand neben mir stund und von weitem eine Flöte hörte, und ich nichts hörte; oder jemand den Hirten singen hörte, und ich auch nichts hörte; [Seite 2] solche Ereignisse brachten mich nahe an Verzweiflung, es fehlte wenig, und ich endigte selbst mein Leben - nur sie, die Kunst, sie hielt mich zurück, ach es dünkte mir unmöglich, die Welt eher zu verlassen, bis ich das alles hervorgebracht, wozu ich mich aufgelegt fühlte; und so fristete ich dieses elende Leben - wahrhaft elend; einen so reizbaren Körper, daß eine etwas schnelle Veränderung mich aus dem besten Zustande in den schlechtesten versetzen kann - Geduld - so heißt es, sie muß ich nun zur Führerin wählen, ich habe es - dauernd, hoffe ich, soll mein Entschluß sein auszuharren, bis es den unerbittlichen Parzen gefällt, den Faden zu brechen, vielleicht geht's besser, vielleicht nicht, ich bin gefaßt - schon in meinem 28. Jahre gezwungen, Philosoph zu werden, es ist nicht leicht, für den Künstler, schwerer als für irgend jemand - Gottheit, du siehst herab auf mein Inneres; du kennst es, du weißt, daß Menschenliebe und Neigung zum Wohltun drin hausen, - o Menschen, wenn ihr einst dieses leset, so denkt, daß ihr mir unrecht getan, und der Unglückliche, er tröste sich, einen seinesgleichen zu finden, der trotz allen Hindernissen der Natur, doch noch alles getan, was in seinem Vermögen stand, um in die Reihe würdiger Künstler und Menschen aufgenommen zu werden - ihr meine Brüder Carl und [Johann fehlt], sobald ich tot bin, und Professor Schmid lebt noch, so bittet ihn in meinem Namen, daß er meine Krankheit beschreibe, und dieses hier geschriebene Blatt füget ihr dieser meiner Krankengeschichte bei, [ein unleserliches Wort durchstrichen] damit wenigstens so viel als möglich die Welt nach meinem Tode mit mir versöhnt werde - zugleich erkläre ich euch beide hier für [meinen durchstrichen] die Erben des kleinen Vermögens, (wenn man es so nennen kann) von mir, teilt es redlich, und vertragt und helft euch einander; was ihr mir zuwider getan, das wißt ihr, war euch schon längst verziehen, dir Bruder Carl danke ich noch insbesondere für deine in dieser letztern spätern Zeit mir bewiesene Anhänglichkeit; mein Wunsch ist, daß [ich durchstrichen] euch ein bessers sorgen[volleres durchstrichen] loseres Leben als mir werde, empfehlt euren [nach durchstrichen] Kindern Tugend, sie nur allein kann glücklich machen, nicht Geld, ich spreche aus Erfahrung, sie war es, die mich selbst im Elende gehoben, ihr danke [Seite 3] ich nebst meiner Kunst, daß ich durch keinen Selbstmord mein Leben endigte - lebt wohl und liebt euch, - allen Freunden danke ich, besonders Fürst Lichnowski und Professor Schmid. Die Instrumente von Fürst L. wünsche ich, daß sie doch mögen aufbewahrt werden bei einem von euch, doch entstehe deswegen kein Streit unter euch, sobald sie euch aber zu was nüzlicherm dienen können, so verkauft sie nur, wie froh bin ich, wenn ich auch noch unter meinem Grabe euch nützen kann - so wär's geschehen - mit Freuden eil ich dem Tode entgegen - kömmt er früher, als ich Gelegenheit gehabt habe, noch alle meine Kunst-Fähigkeiten zu entfalten, so wird er mir trotz meinem harten Schicksal doch noch zu frühe kommen, und ich würde ihn wohl später wünschen - doch auch dann bin ich zufrieden, befreit er mich nicht von einem endlosen, leidenden Zustande? - komm, wann du willst, ich gehe dir mutig entgegen - lebt wohl und vergeßt mich nicht ganz im Tode, ich habe es um euch verdient, indem ich in meinem Leben oft an euch gedacht, euch glücklich zu machen, seid es -






Ludwig van Beethoven

Heiglnstadt

am 6ten October 1802



Tradução de Manuel Malzbender:


Ó vós, humanos, que me julgais ou declarais hostil, obstinado ou misantropo, como sois injustos para comigo, pois não sabeis as causas secretas que me forçam a parecer como tal, desde a infância que o meu coração e o meu espírito se inclinam para o terno sentimento da afeição, e sempre estive disposto a realizar grandes actos, mas considerai que nos últimos seis anos me tem atormentado um estado lastimável, agravado por médicos incompetentes, de ano para ano iludido com a esperança de melhorar, e, finalmente, forçado a encarar a perspectiva de um mal permanente (cuja cura poderá durar anos se não for de todo impossível), nascido com um temperamento vivo e ardente, sensível até às distracções da sociedade, cedo tive de me isolar dela e passar a minha vida em solidão, e quando por vezes quis superar tudo isto, oh como fui duramente repelido pela redobrada triste experiência da minha surdez, contudo não me foi possível dizer às pessoas: falai mais alto, gritai, pois eu sou surdo, ah como poder divulgar a fraqueza desse sentido que eu deveria possuir num grau mais perfeito do que os outros, um sentido que outrora possuíra na sua maior perfeição, numa perfeição que certamente só poucos na minha profissão possuem ou possuíram - oh, não posso, por isso perdoai-me quando vereis que me retiro, eu que gostaria tanto de me juntar a vós, a minha desventura é duplamente penosa pois, devido a ela, sou obrigado a ser mal julgado, para mim já não poderá existir prazer na vida em sociedade, nem conversações distintas, nem mútuas confissões, só me é permitido juntar-me à sociedade quando uma estrita necessidade o exige, sou obrigado a viver como um exilado, quando me aproximo de um grupo de pessoas aflige-me uma ardente angústia, com receio de correr perigo de dar a perceber o meu estado - assim vivi este meio ano que passei no campo, seguindo o conselho de um médico sensato, a poupar o mais possível o meu ouvido, o que quase correspondia à minha actual disposição natural, embora por vezes arrastado pela necessidade de companhia me deixasse seduzir, mas que humilhação, quando alguém ao meu lado ouvia o som longínquo de uma flauta, enquanto eu nada ouvia, ou quando alguém escutava o canto do pastor, e eu mais uma vez nada ouvia, esses acontecimentos levaram-me quase à beira do desespero, e pouco faltou para eu ter posto um fim à minha vida - só ela, a arte, me deteve, ah pareceu-me impossível abandonar o mundo antes de ter produzido tudo aquilo para o qual me sentia predisposto, e assim prolonguei esta vida miserável — verdadeiramente miserável, com este corpo de tal modo frágil, que qualquer mudança súbita consegue fazer passar do melhor estado ao pior — paciência —, sim, é ela que terei então de escolher como guia, dizem, e assim o fiz - espero que a minha resolução de perseverar seja duradoura, até ao momento em que as impiedosas Parcas desejem quebrar o fio, talvez melhore, talvez não, mas estou sereno - apenas com 28 anos forçado a ser filósofo, não, não é fácil, e para um artista muito mais difícil do que para qualquer outro — Deus! tu contemplas do alto a minha alma, conhece-la, sabes que o amor ao próximo e a vontade de fazer bem residem nela, ó humanos, quando um dia lerdes isto, pensai que fostes injustos para comigo, e que o desditoso se console por ter encontrado alguém como ele, que, apesar de todos os obstáculos da natureza, fez sempre tudo o que esteve no seu poder para pertencer ao mundo dos homens e artistas dignos — vós, ó meus irmãos Karl e Johann, logo que eu tiver morrido e o professor Schmid ainda estiver vivo, pedi-lhe em meu nome que descreva o meu mal, e juntai esta folha escrita à história da minha moléstia, para que ao menos o mundo se reconcilie tanto quanto possível comigo - ao mesmo tempo declaro-vos ambos herdeiros da minha pequena fortuna (se for permitido chamar-lhe assim), reparti-a honestamente, entendei-vos e ajudai-vos um ao outro, o que me fizestes de mal, isso vós o sabeis, já vos perdoei há muito, a ti irmão Karl agradeço particularmente a dedicação que por mim tens demonstrado nos últimos tempos, o meu desejo é que tenhais uma vida melhor e com menos preocupações que a minha, recomendai aos vossos filhos a virtude, apenas ela poderá dar felicidade, não o dinheiro, falo por experiência própria, foi ela que me ergueu da miséria, só a ela devo, como à minha arte, não ter terminado em suicídio a minha vida - adeus e amai-vos um ao outro -, agradeço a todos os amigos, nomeadamente ao príncipe Lichnowski e ao professor Schmidt. — Desejo que os instrumentos musicais do príncipe L. sejam guardados por um de vós, mas que nenhuma disputa surja entre vós por causa disso, porém, logo que vos possam servir para algo mais útil, vendei-os, como fico feliz ao saber que, mesmo debaixo do meu túmulo, vos poderei valer - então, assim seja - caminho com alegria ao encontro da morte - se ela vier antes de eu ter tido a oportunidade de realizar todas as minhas capacidades artísticas, então terá chegado cedo de mais, apesar do meu triste destino, e eu desejaria que a minha morte tardasse — no entanto também ficarei satisfeito se ela vier logo, pois não me libertará ela de um estado de tormento infinito? — Vem, quando quiseres, com coragem te enfrentarei — adeus, e não me esqueçais inteiramente depois da minha morte, bem o mereço da vossa parte, pois pensei muitas vezes em vós durante a minha vida, desejando fazer-vos felizes, sede-lo --



 Ludwig van Beethoven.
Heiligenstadt, 6 de outubro de 1802




[1] A tradução aqui apresentada respeita a pontuação e a sintaxe descontínua do Testamento, evitando assim a imposição ao texto de uma calma e coerência que o original não possui. (N. do T.)




(Dois Mil e Quatro. Antologia literária)



(Ilustração: John Michael Carter - la pianiste)


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